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Krise Irak
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Irak



Der Irak-Konflikt

© Thomas Wach

Wurzeln und Ursachen
Der Irak, das ehemals so reiche Land zwischen Euphrat und Tigris, das schon so viele Zivilisationen hat kommen und gehen sehen: Die Summerer, die Babylonier, die Perser, die Makedonen etc.. Dieses Land war in den letzten Jahren oftmals in den Schlagzeilen der internationalen Presse. Gesegnet mit reichen Erdölvorkommen, wohl den weltweit zweitgrößten nach Saudi-Arabien, hat sich gerade dieser Reichtum als großer Fluch und nicht als Segen herausgestellt. Das damalige haschemitische Königreich Irak wurde von der britischen Siegermacht künstlich aus dem Territorium des zerfallenen und besiegten Osmanischen Reiches herausgeschnitten. Die alte Kalifenstadt Bagdad wurde zu ihrer Hauptstadt. Doch von politischer Stabilität konnte nie die Rede sein. Den haschemitischen Königen gelang es nie wirklich die Kontrolle über den Irak zu erringen, so dass die Briten die eigentlichen Herren im Hause waren. Auch zeichneten sich schon damals die Probleme ab, die den Irak heute so sehr zu schaffen machen: Schon in den 30ger Jahren kam es zu Aufständen der Kurden im Norden. Und der Gegensatz zwischen sunnitischen Arabern im mittleren Irak und den schiitischen Persern im Süden um Basra machte schon damals die Lage problematisch, nicht erst heute.

Schwerwiegend war daher der Fehler, der den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, Großbritannien und Frankreich, bei der Aufteilung der osmanischen Beute passierte: Man schuf künstliche Staatengebilde auf der Karte mit eben auch künstlichen Grenzen ohne Rücksicht auf Stammes-und Religionszugehörigkeit zu nehmen. Staaten entstanden, die so nie existiert hatten und sich so selbstständig nie gebildet hätten. Staatenbildung von oben sozusagen ohne Bezug zu sozialen und ethnischen Realitäten. Die Menschen wurden künstlich in eine Identität und in ein Staatswesen gezwungen, mit dem sie nichts anfangen konnten und mit deren Mitbürgern sie eben auch nichts anfangen konnten, oft aufgrund vollkommen unterschiedlicher Ethnie und Religion. Doch für die Siegermächte war dies eine opportune Strategie um so den komplizierten Verhältnissen der Stämme und Clans zu entgehen. Flächenstaaten enstanden , deren Verwaltung und deren Oberhoheit die Siegermächte übernehmen konnten, sozusagen als Gewinn aus dem Ersten Weltkrieg. Um genau zu sein, der damals gegründete Völkerbund übertrug den beiden Staaten die Verwaltung bzw. Oberhoheit über diese Staaten. De facto waren es aber halbe Kolonien, obgleich die offizielle Bezeichnung "Protektorat" lautete. Und gerade der Irak ist ein Paradebeispiel für solch eine vollkommen verfehlte Staatsgründung an der Realität der Verhältnisse vorbei: Die Kurden im Norden, die sunnitischen Araber in der Mitte und die Schiiten im Süden um Basra. Diese Dreiteilung des Landes konnte nie überwunden werden und ist auch jetzt nach Sturz des Saddam-Regimes wieder schmerzlich aufgebrochen. Ein echtes irakisches Nationalgefühl konnte sich hierbei nie wirklich ausbilden, auch wenn gewisse Ansätze in diese Richtung inzwischen schon gewachsen sind und zumindest ganz leichten Anlass zur Hoffnung geben können. Trotzdem war und ist der Irak ein Kunstprodukt der Briten. Die Dreiteilung des Irak macht auch das Regieren und die Verteilung der Herrschaft und Macht zu einem gewagten Spiel.

Der Irak blieb bis 1958 ein Königreich. Damals wurde der damalige König Feisal entmachtet und ermordet. An seine Stelle trat wie damals auch in anderen arabischen Staaten ein arabisch-nationalistisches Militärregime. Hier wie anderswo waren die Offiziere nach Ende der kolonialen Phase Träger des Staates und des Staatsgedanken. Sie waren der Ausgangspunkt für politische Entwicklungen. Wieder ein deutliches Indiz, dass es mit der zivilen Gesellschaft nicht sehr weit her war. Allmählich setzten sich aber innerhalb des Militärs sozialistische Tendenzen ein und wie auch in anderen arabischen Staaten ging der arabische Nationalismus eine Synthese mit dem Sozialismus ein ( der sogenannte Nasserismus). Aber alle diese Regime waren repressiv und deckelten die bestehenden innenpolitischen Spannungen durch Druck und Zwang auf die unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen. Dieser Druck und der Terror verschärften sich zusehends mit der Machtübernahme Saddam Husseins. Er hatte sich innerhalb der sozialistischen Staatspartei ( Baath-Partei) hochgearbeitet gehabt. Er pervertierte die Unterdrückung mit Massenterror und exzessiver Gewalt brutalster Art. Daher aber sind jetzt die Spannungen auch gewaltig, denn nach Jahren der brutalen Unterdrückung und des Ausspielens der Gruppen gegeneinander sucht jeder sein Glück in der neuen Situation. Auch stehen Gesellschaften, die nur durch Druck und Terror zusammengehalten wurden, oftmals sehr leicht vor dem Auseinderbrechen , wenn der Druck und die Gewalt plötzlich fehlt. Dies konnte man sehr gut bei der UdSSR, aber auch Jugoslawien sehen. Daher ist der Irak heute auch solch ein Konfliktherd. Denn die Amerikaner haben unbedachterweise mit der Intervention in den Irak das Pulverfass zum Explodieren gebracht.

Momentane Lage
Sie könnte kaum schlechter sein. Fast jeden Tag erreichen uns Hiobsbotschaften von neuen Kämpfen und Schrecken. Autobomben explodieren und reißen Unschuldige in den Tod. Kasernen und Militärkonvois werden überfallen, Städte und Rebellenlager bombardiert und beschossen. Wie schon im vorherigen Artikel ausgeführt, haben die Amerikaner unbedacht in ein Wespennest gestochen. Die meisten Menschen im Irak trauern Saddam Hussein nicht eine Träne nach, aber um den Ruf der Amerikaner ist es kaum besser gestellt. Sicher war es für viele eine Erleichterung endlich von der Schreckensherrschaft des Saddam Husseins und seines Clans befreit zu werden. Aber die Amerikaner haben einen zu schlechten Ruf, zu falsche und naive Vorstellungen gehabt vom Irak und haben daraus resultierend, zu viele Fehler gemacht. Ihr Befreierstatus hat sich daher sehr schnell zu einem Besatzerstatus gewandelt. Die herablassende Behandlung der Iraker, auch vorallem die Brutalität mit denen völlig unerfahrene und viel zu junge Soldaten mit den Einheimischen umgegangen sind und umgehen, hat den Argwohn gegen die Amerikaner verstärkt. Zudem waren zunächst viel zu wenige Truppen im Land. Die US-Kommandeure kümmerten sich nach Einmarsch in den Irak und nach Zerfall der staatlichen Ordnung zunächst gar nicht um die Aufrechterhaltung von Ordnung. Chaos und Plünderung waren die Folge in den ersten Tagen. Auch brach die Versorgung der Zivilbevölkerung schnell zusammen und auch darauf man war von Seiten der Amerikaner nicht vorbereitet. All diese Dinge blieben in extrem negativer Erinnerung. Durch diese höchst dummen Fahrlässigkeiten hat man gleich zu Beginn " der Besatzungszeit" - Mitte 2003 - enorm viel Kredit bei der Zivilbevölkerung verspielt. Die Amerikaner konnten zwar den "Krieg" schnell gewinnen gegen die paar loyalen Einheiten Saddam Husseins. Schlecht gerüstet waren sie den amerikanischen High-Tech-Kriegern völlig unterlegen. Aber auf den Frieden im Irak waren sie nicht vorbereitet. Da versagten die High-Tech und jeder technischer Vorsprung. Zugegeben, die Lage im Irak ist vertrackt und selbst bei starker Mäßigung und mehr moderatem und überlegtem Auftreten wäre Frieden und Stabilität im Irak nur ein Fernziel. Aber die Amerikaner verkomplizierten mit ihrem unvorsichtigen, plumpen und brutalen Vorgehen die Dinge noch weiter.

Demokratie als Ziel
Das erklärte Ziel der Amerikaner ist ein demokratisches Regime im Irak. Nach Ende des Ost-West-Konfliktes richtet sich ihr strategisches Interesse wieder mehr gen Asien. Insbesondere die reichen Erdölvorkommen machen den Nahen Osten und hier auch den Irak sehr interessant für die Amerikaner. Ihre Finger haben sie dort schon lange im Spiel. Saddam Hussein stand auf dem Schwarzbuch des Weißen Hauses zudem schon seit längerem ganz oben. Aber erst der 11. September bereitete auch international den Amerikanern das Klima für eine stärkere Interventionspolitik Und unter dem glänzenden Firmament des Krieges gegen den Terrorismus hatte man schnell die eigene Bevölkerung für sich gewonnen. Systematisch wurden Beweise für angebliche Massenvernichtungswaffen aufgebauscht und gefälscht um sich so eine Legitimation für den Einmarsch zu holen. Trotz starker außenpolitischer Widerstände ( vorallem auch durch die westlichen Kernstaaten Deutschland und Frankreich u.a.) marschierte die USA Armee Ende März 2003 im Irak ein. Angeblich ging es dabei - neben der Geschichte mit den Massenvernichtungswaffen - um die Verbreitung von Menschenrechten, Freiheit und Demokratie. Nur zu dumm, dass eben die gesellschaftlichen Verhältnisse - wie geschildert - ganz und gar nicht dazu angetan sind, zu einer Demokratie nach westlicher Prägung zu passen. Aus diesem Kontext sollte man auch die nun doch durchgeführten Wahlen sehen: Weder waren sie ein Plebiszit der Bevölkerung für einen westlichen Irak, noch verliefen sie wohl wirklich ungestört und reibunsgfrei. Aber letztlich ist es im Moment erstmal entscheidend, dem Irak sowas wie Ruhe und Stabilität zu geben. Daher benötigte man eine wie auch immer ernsthaft legitimierte Regierung für den Irak. Die Allawi-Regierung war nur provisorisch und nirgends wirklich anerkannt. Daher entschied man sich für schnelle Wahlen um endlich eine "echte irakische Regierung" zu haben. Zudem geriet auch Präsident Bush allmählich im eigenen Land in Bedrängnis, weil selbst in den USA erkannt wurde, dass die simplen von der US-Regierung aufgestellten Rechnungen zum Irak so nicht aufgingen. Eine halbwegs gültig legitimierte Regierung mußte her, in der amerikafreundliche Kräfte zwar nicht allein tonangebend, aber doch vertreten sind. Die Ergebnisse der Wahlen spiegeln zum Glück für die Amerikaner dieses Ansinnen wieder.

Ausblick
Aber von einer wirklichen Demokratie, von der wirklichen Einwurzelung und Übernahme der Demokratie durch die Menschen, davon ist man doch noch entfernt. Zu unterschiedlich sind die herrschenden Geisteshaltungen, auch innerhalb der irakischen Bevölkerung. Schiiten und Kurden haben ganz andere Vorstellungen unter einem zukünftigen Irak, ebenso die Sunniten. Die Schiiten wollen ihre Bevölkerungsmehrheit endlich auch in reale Macht umgemünzt sehen. Allerdings sind auch die irakischen Schiiten keine homogene Gruppe. Radikale Fanatiker gibt es unter ihnen wie auch gemäßigte Stimmen. Ein solcher Radikaler wäre Al-Sadr. Dieser radikale Prediger hatte 2004 im Gebiet zwischen Bagdad und Basra die amerikanischen und Koalitionstruppen in Atem gehalten mit seinen Aufständischen. Eine gemäßigte Stimme wäre der geistige Führer der Schiiten Im Irak, al-Sistani. Letztlich kann man den irakischen Schiiten eine gewisse Nähe zum Iran und ihren schiitischen Glaubensbrüdern wohl bescheinigen. Aber ebenso sollte man diese Verbindung nicht überschätzen. Eine neue Theokratie ( Gottesstaat) Teheraner Prägung wird es im Irak wohl nicht geben. Eine solche Entwicklung würde wohl auch unter den irakischen Schiiten keine Mehrheit finden. Dasselbe gilt für das früher immer wieder gezeichnete Schreckgespenst einer staatlichen Union zwischen dem Südirak und dem Iran. Auch dies ist im Moment wenig wahrscheinlich. Die Kurden im Norden werden versuchen, so viel an Autonomie wie nötig zu erhalten um so unabhängig zu sein wie möglich. Daher ist eine föderale Staatsform gerade auch ihr Anliegen. Letztlich sind es vorallem die Kurden, die recht treu an der Seite der Amerikaner stehen. Die Sunniten wiederum stehen der ganzen Entwicklung sehr skeptisch gegenüber. Bisher die bestimmende Kraft im Irak, haben sie nun ihre frühere Stellung verloren. Nicht umsonst rekrutiert sich der größte Teil des irakischen Widerstandes aus ihren Reihen. Egal nun ob es sich um islamistische Fundamentalisten handelt oder um treue Anhänger des ehemaligen Baath-Regimes, in der Mehrzahl sind es Sunniten. Wobei zugegebenermaßen viele der islamistischen Terroristen eben auch Ausländer sind und keine irakischen Sunniten.

Um ein Fazit zu ziehen, der Irak wird wohl noch länger in den Schlagzeilen der internationalen Presse bleiben. Gewalt und Tod werden wohl weiterhin an der Tagesordnung bleiben, zu unterschiedlich sind die Ziele und Interessen der Amerikaner wie auch der dortigen Bevölkerungsgruppen.


 

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