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Sri Lanka
Krisengebiete


Sri Lanka



© Erich Sczepanski

Sri Lanka oder Ceylon wird von zwei Volksgruppen bewohnt: den buddhistischen Singhalesen als Hauptvolk der Insel (ca. ¾ der Bevölkerung) und den hinduistischen Tamilen, die Teile Ostindiens und den Norden der Insel um die Hafenstadt Jaffna (ca. 13 % „Ureinwohner) bewohnten und als indische Plantagenarbeiter inzwischen auch in einem breiten Küstenstreifen entlang der Ostküste mit den Städten Mullaitivu und Trincomalee (ca. 6 % tamilische Einwanderer) die Bevölkerungsmehrheit bilden. Die Tamilen gehören zur den Ureinwohnern des Subkontinents, die erst mit der indo-iranischen Einwanderung nach Süden verdrängt wurden. Die Tamilen beherrschten die Insel bis ins 12. Jahrhundert.  Beide Volksgruppen, Singhalesen und Tamilen, sind Kastengesellschaften, also tief in der Kultur des indischen Subkontinents verwurzelt - und hegen ein latentes Misstrauen gegeneinander.

Obwohl es historisch gesehen schon immer Rivalitäten und Machtkämpfe zwischen Singhalesen und Tamilen gegeben hat, wurden beide Gruppen ab dem 15. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit 1948 fremdbestimmt - zuletzt von den Engländern. Seit 1950, also praktisch mit der Unabhängigkeit der Insel (1948), wird die tamilische Bevölkerung systematisch benachteiligt.

Nach der Unabhängigkeit bis zur heutigen Zeit haben jedoch lediglich singhalesisch dominierte Regierungen den Staat geführt, wenn auch durch demokratische Wahlen legitimiert. 1960 setzte die Regierung gar ein Gesetz durch, welches Singhalesisch zur einzig offiziellen Sprache Sri Lankas machte. Diese Maßnahme wurde trotz Massendemonstrationen 1961 erst wieder im Jahre 1966 aufgehoben, indem Tamil zur offiziellen Amtssprache des Nordostens erklärt wurde. 

Aufstand der Tamilen:
Diese Benachteiligung führt 1967 zur Gründung der „Liberation Tigers of Talim Elam“ (LTTE) durch aufständische Tamilen, die – wenn das Volk der Tamilen gegen die Mehrheit der Singhalesen schon keine Chancen haben sollten – für eine Unabhängigkeit des tamilischen Bevölkerungsgebietes kämpften. Im Sommer 1983 kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen die tamilische Minderheit, in der Folge sich die bewaffneten Auseinandersetzungen zu einem Bürgerkrieg entwickelten. Das Ergebnis war ein Unabhängigkeitskrieg der Tamilien, der trotz indischer Friedens- oder Interventionstruppen nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Nachdem im Juli 1987 erste politische Erfolge für eine stärkere gesicherte Beteiligung der Tamilen in der Staatsregierung erzielt worden waren, sollten die indischen Friedenstruppen (IPKF) den Waffenstillstand sichern. Deren starke Präsenz weckte jedoch nur Ängste bei den Tamilen und führte zu neuen Kämpfen und einem Aufstand der linksgerichteten singhalesischen Volksbefreiungsarmee (JVP) im Süden, während gleichzeitig die indische Regierung unter massiven Druck der Festlandstamilen kam. Nach dem Abzug der Inder (1990) eskalierte der Bürgerkrieg. Den Tamilen gelang es zunehmend, eine straff organisierte, gut gedrillte und disziplinierte Truppe (Tamil Tigers - Libertion Tigers of Tamil Eelam = LTTE) aufzubauen, die sich mit den offiziellen Streitkräften Sri Lankas erfolgreiche Schlachten um die Herrschaft im Norden der Insel lieferte. Vor allem um die Halbinsel Jaffna konnten die Truppen der Regierung keine dauerhafte Präsenz aufbauen. Der Krieg wurde mit zunehmender Grausamkeit und Brutalität geführt. Frauen und Kinder wurden in die Rebellenarmee aufgenommen. Hoch geachtete Selbstmordattentäter trugen den Krieg bis in den Süden der Insel - kein Mittel schien ausgeschlossen, um den Tamilen zur Unabhängigkeit zu verhelfen. Sogar ein Präsident Sri Lankas – Ranasinghe Premadasa – fiel einem LTTE-Angriff zum Opfer.

Politische Initiativen, die den Tamilen verstärkte Autonomierechte gewähren wollten, scheiterten – so ein Vorschlag der ersten Präsidentin Sri Lankas, Chandrika Bandaranaike Kumaratunga, die 1995 einen Friedensplan vorlegte, der beschränkte Autonomie für die acht Provinzen, einschließlich der Nord- und Ostprovinzen, vorsah.

Nach rund 20jährigem blutigen Bürgerkrieg setzte sich allerdings langsam eine Erkenntnis durch, die inzwischen wohl von beiden Seiten geteilt wird. 

Der Bürgerkrieg kann militärisch nicht entschieden werden.

Der Bürgerkrieg hat die ganze Region zurückgeworfen. Dörfer und Infrastruktur wurden zerstört, dringende Investitionen konnten über Jahre hin nicht vorgenommen werden.  Während der ganze Norden der Insel als Kriegsschauplatz gezeichnet ist, mit zerstörten Dörfern, Ruinen und Minenfeldern, gerät Sri Lanka zunehmend auch in finanzielle Probleme. Touristen - die "Devisenbringer der Dritten Welt" bleiben aus. Das Pro-Kopf-Einkommens (1997: 800 US $) ist ausgesprochen niedrig.

Gleichzeitig berichtet die Armee, welche auch insbesondere im Süden rekrutiert, von bis zu 20000 Deserteuren.

November 2001 - der Verzicht auf die Unabhängigkeit:
Im November 2001 schienen neueste Meldungen das Ende des Bürgerkrieges zu belegen. Der neue Premier hatte als vertrauensbildende Maßnahme das Wirtschaftsembargo gegen den Inselnorden, wo die Mehrheit der Tamilen lebt, weitgehend aufgehoben. 
Damit war er einer Kernforderung der LTTE nachgekommen, um als weiteren Schritt zu Friedensverhandlungen einen Waffenstillstand vereinbaren zu können. Diese wurden auch unter norwegischer Mediation aufgenommen, zudem konnte mit einer Waffenstillstandsvereinbarung ein erster Schritt zum Frieden geführt werden. Die Tamilen, so hieß es, seien nun bereit, auf die eigene Unabhängigkeit zu verzichten, falls der singhalesische Staat den Tamilen eine weitgehende Autonomie gewähren würde. Tatsächlich sind kurze Zeit später die seit Jahrzehnten andauernden Kämpfe eingestellt worden. 
Im Dezember 2002 wurde dann auch das Ende des Bürgerkrieges offiziell verkündet. Tamilen und Singhalesen versuchen nun, die Zukunft der Insel friedlich zu sichern. 

Brüchiger Frieden:
Derzeit besteht ein brüchiger Frieden – oder soll man besser „Waffenstillstand“ sagen – zwischen den Streitkräften beider Seiten. Die Flutkatastrophe hat die verfeindeten Volksgruppen für einige Tage vereint. In Jaffna – der von der Regierungsarmee gehaltenen Spitze einer Landzunge im Tamilenland – „erzählt man sich von Soldaten der Armee, die Rebellen aus den Fluten retteten, und Aufständischen, die genauso den Militärs halfen“ (Financial Times Deutschland, 07.02.2005). „Seite an Seite leisteten sie Soforthilfe an der Nordostküste, dem am schlimmsten verheerten Gebiet des südasiatischen Inselstaates. Zusammen suchten sie nach Leichen, kümmerten sie sich um die Obdachlosen in der Region, … Die Regierung in Colombo ließ Hilfslieferungen direkt dem Krisengebiet zukommen über die Tamilische Rehabilitationsorganisation. Die Befreiungstiger ihrerseits richteten Koordinierungsbüros in den von ihr beherrschten Distrikten ein, die Guerillakämpfer, Regierungsbeamte und Mitarbeiter von Hilfswerken gemeinsam besetzten. Die UN, das Rote Kreuz und andere Organisationen priesen die Effizienz der tamilischen Soforthilfe“ (Süddeutsche Zeitung vom 08./09.01.2005). Allerdings flammen inzwischen die Konflikte zwischen Tamilen und Singhalesen wieder auf. Nachdem Stimmen laut wurden, die korrupte Staatsverwaltung würde die Hilfslieferungen nicht den wirklich Bedürftigen zuleiten – und die Befreiungstiger würden sich mit den Hilfslieferungen für einen neuen Waffengang die eigenen Lager füllen - setzte die Präsidentin Sri Lankas umgehend Militärkommandeure zur zentralen Organisation der Soforthilfe ein. Allerdings gibt es keinen Militärkommandeur ohne seine zugeordneten Truppenteile. Die Regierungssoldaten bezogen in den tamilischen Auffanglagern ihre Stellungen und verteilen die Hilfslieferungen selbst unter Ausschluss der LTTE. Diese spricht denn auch von einer „Invasion“ und behauptet, die Regierung in Sri Lanka würde die Gebiete, die von der LTTE beherrscht werden, gezielt eine weitergehender Hilfe reduzieren.

Das Klima ist – wie seit Jahrhunderten – vergiftet. Gegenseitiges Misstrauen beherrscht wieder die Handlungen der Beteiligten. Dazu kommen Gerüchte, die LTTE sei durch den Tsunami schwächer geworden und habe etwa einen Großteil ihrer Marine im Hafen von Mullaitivu verloren – ein Anreiz für lokale Scharfmacher, diese „Chance“ für einen Schlag gegen die disziplinierte Tamilentruppe zu nutzen.

Ziel ist ein Bundesstaat mit weitgehender Autonomie der beiden Bevölkerungsgruppen.
Ob das Ziel der gegenseitigen Friedensbemühungen unter diesen Umständen wirklich erreichbar ist, kann erst die Zukunft zeigen.


 

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