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Tularämie
Biowaffen

Tularämie

© shadowghost

Der Erreger
Francisella tularensis ist ein unbewegliches, kleines, aber hochansteckendes Bakterium. Es wurde schon 1919 vom Brite Edward Francis als Auslöser der Tularämie, besser bekannt als “Hasenpest“, identifiziert. In den dreißiger Jahren zeugten große Epidemien in Europa und der Sowjetunion von der Gefährlichkeit dieses Bakteriums. Biochemisch und epidemiologisch wird zwischen zwei Erregerstämmen unterschieden: dem hochansteckenden Typ A (Francisella tularensis biovar tularensis) und dem etwas weniger giftigen Typ B (Francisella tularensis biovar palaearctica). Das Bakterium ist sehr langlebig und widerstandsfähig. Francisella tularensis kann im Wasser bis zu 3 Monaten, in feuchter Erde bis zu einem Monat überleben. Das natürliche Reservoir sind neben dem Wasser und dem Boden kleine Säugetiere wie Hasen, Ratten oder Eichhörnchen. Die Ansteckung der kleinen Säuger erfolgt entweder über kontaminierte Erde und Wasser oder einfach über blutsaugende Parasiten wie z. B. Zecken. Das Bakterium bleibt in verendeten Tieren bis zu vier und in ihren abgezogenen Häuten bis zu anderthalb Monaten infektionsfähig. In den Zecken kann der Erreger bis zu ca. zwei Jahre nachweisbar sein.

Die Art der Übertragung
Die in Mitteleuropa äußerst seltene Krankheit erregte das letzte Mal im Januar 2000 Aufsehen. Ein Ehepaar aus Berlin hatte in einem Restaurant der gehobenen Klasse Hasenrücken, medium gebraten, gegessen. Der Hase schmeckte vorzüglich, beherbergte aber gefährliche Gäste. Den sehr hitzeresistenten Bakterien konnte das kurze Anbraten überhaupt nichts anhaben. Jäger, Metzger und Landarbeiter sind tularämiegefährdete Berufe. Die Ansteckung erfolgt meistens durch Hautkontakt mit infektiösem Tiermaterial. Der Erreger ist so invasiv, dass er auch intakte Haut durchdringen kann. Vor allem in den USA kommt es zur Sommerzeit immer wieder zu Tularämieepidemien durch Zeckenbisse, aber auch Flöhe und Läuse kommen als Überträger in Betracht. Sehr gefährlich ist die Ansteckung durch die Inhalation von infektiösem Staub, weil in diesem Fall die Erkrankung besonders schwer verläuft. Die Inkubationszeit ist abhängig von der Menge der aufgenommenen Bakterien, dem Infektionsweg und der Virulenz (= “Giftigkeit“) des Erregerstamms. Sie liegt zwischen einem und 21 Tagen. Nach Inhalation oder über Haut aufgenommen genügen für einen Ausbruch der Erkrankung lediglich 10 bis 50 Bakterien, während über Nahrung oder Wasser aufgenommen ca. 100.000.000 Bakterien vonnöten sind.

Beschwerden Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind meist die ersten Symptome. Die Patienten fühlen sich sehr müde und schwach. Je nachdem, wo und wie die Bakterien in den Körper eindringen, unterscheiden Ärzte zwischen äußeren und inneren Formen der Tularämie. Bei den äußeren Formen entwickeln sich an den Eintrittsstellen ein kleines und manchmal leicht juckendes Knötchen. Es ist relativ schmerzlos und wird daher oft übersehen. Das ändert sich meist erst, wenn aus dem unauffälligen Knötchen ein Geschwür entsteht und die nahe gelegenen Lymphknoten anschwellen. Gelangen die Bakterien schließlich in alle Lymphknoten, haben die Patienten Schmerzen und Fieber mit bis zu 40 °C. Gelegentlich brechen die geschwollenen Lymphknoten auf und entleeren Eiter. Ist die Eintrittsstelle das Auge, kommt es auch zu einer schweren Bindehautentzündung. Werden die Bakterien mit der Nahrung aufgenommen, leiden die Patienten unter Rachenentzündungen, Erbrechen, Durchfällen und Bauchschmerzen. Nach einer Inhalation treten eine Lungen- und Rippenfellentzündung, Schmerzen hinter dem Brustbein und trockener Husten auf. Aber auch ein typhusähnliches Krankheitsbild mit Durchfällen und starken Bauchschmerzen ist möglich. Als Komplikationen der Tularämie kann es zu Entzündungen des Herzbeutels, der Hirnhaut und des Knochenmarks kommen.

Diagnose
Der direkte Nachweis des Erregers aus Abstrichen der Geschwüre oder dem Speichel ist möglich, aber schwierig. Da die Erreger hochgradig ansteckend sind, ist diese Methode für das Laborpersonal äußerst gefährlich. Sie wird daher nur in besonders sicheren Labors durchgeführt. Üblicherweise werden immundiagnostische oder serologische Methoden zum Nachweis von Francisella tularensis verwendet. Dabei kommen spezifische Eiweißkörper, die so genannten Antikörper oder Antigene, im Blut des Patienten nachgewiesen werden. Antikörper sind frühestens ab der zweiten Woche im Blut nachweisbar. In dringenden Fällen können Speziallabors Francisella tularensis innerhalb weniger Stunden mit gentechnischen Methoden nachweisen.

Behandlung
Der Erreger der Tularämie lässt sich sehr gut mit Antibiotika bekämpfen. Mittel der Wahl sind Medikamente mit dem Wirkstoff Streptomycin, auch Gentamycin, Ciprofloxacin oder Doxycyclin werden empfohlen. Sowohl die USA als auch die UdSSR haben aber zu Zeiten des Kalten Krieges nachweislich Stämme hergestellt, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Deshalb sollte immer auch eine Resistenztestung der im Labor nachgewiesenen Erreger durchgeführt werden.

Heilungschancen
Wenn der Erreger eingeatmet wurde, liegt die Sterblichkeitsrate bei 30 bis 60%. An der äußerlichen Form der Tularämie sterben rund 5%. Bei rechtzeitiger Therapie gibt es aber kaum Todesfälle. Wer einmal erkrankt war, bleibt offenbar lebenslang immun. Zweitinfektionen sind nicht bekannt.

Vorbeugung
Schutzimpfungen mit abgeschwächten Erregern sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz derzeit nicht verfügbar. Der abgeschwächte Lebendimpfstoff verhindert oder mildert zumindest die Krankheit. Etwa zwei Wochen nach der Impfung beginnt die Immunität. Der Schutz nach der Impfung besteht, wie nach einer überstandenen Erkrankung, lebenslang. Er kann, muss aber nicht vollständig sein. Das heißt, es ist möglich, trotz Impfung an einer milderen Form der Tularämie zu erkranken. Der Impfstoff ist in den USA über die CDC erhältlich und wird nur für Personen, einem großen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, wie Laboranten, empfohlen. In Studien hat sich allerdings gezeigt, dass dieser Impfstoff nicht immer geschützt hat, wenn der Erreger eingeatmet wurde. Nach einer möglichen Infektion sollte eine antibiotische Therapie mit Doxycyclin oder Ciprofloxacin innerhalb von 24 Stunden begonnen und 14 Tage beibehalten werden. In Studien konnte so der Ausbruch der Erkrankung verhindert werden. Tularämie-Patienten müssen nicht isoliert werden, kontaminierte Gegenstände oder Wäsche sollten fachgerecht entsorgt werden.

Wahrscheinlichkeit eines Anschlags
Die CDC stuft die Wahrscheinlichkeit eines terroristischen Anschlags mit Francisella tularensis in die Kategorie A ein, also ist ein Angriff mit Tularämie nicht auszuschließen. Das Versprühen von 50 kg eines Tularämie-Aerosols würde in einer Stadt mit fünf Millionen Einwohnern vermutlich zu ca. 250.000 Krankheitsfällen und etwa 20.000 Toten führen. Ein solches Szenario wäre also verheerend für jede Großstadt weltweit.


 

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